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Umwelt

Archiv 2012

 

Wassersport und Wassertourismus sind Verlierer falscher Sparansätze bei WSV-Reform

Duisburg, 27. Juni 2012. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) kritisiert heftig den 5. Bericht des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung an den Deutschen Bundestag zur Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). In dem Bericht werden die in den bereits vorangegangenen Berichten vorgestellten Entwicklungen bekräftigt. So will sich der Bund zukünftig nur auf Gewässer mit hoher Transportfunktion konzentrieren. Unterhalt und Nutzbarkeit jenseits der großen Ströme sind dagegen gefährdet.
Mit dem jetzt vorgelegten Bericht unterstreicht das Bundesverkehrsministerium erneut sein Ziel, eine deutlich reduzierte Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zu schaffen, um so deutlich Kosten zu sparen. Hierzu werden die vorhandenen Bundeswasserstraßen in drei Netzkategorien eingestuft, wobei nur die "Kerngewässer" mit einer Gütertransportmenge von mehr als einer Mio. Tonnen in nennenswerter Art und Weise weiter erhalten werden sollen. "Nebengewässer", also solche mit geringerem Transportvolumen und insbesondere die von Wassersportlern und Wassertouristen besonders genutzten "sonstigen Wasserstraßen" werden dagegen nicht mehr gepfegt. Es besteht damit die konkrete Gefahr, dass Schleusen nicht mehr Instand gehalten und mittelfristig nicht mehr verwendet werden können. Der Aktionsradius von Kanuten, Ruderern oder Motorbootfahrern wird damit vielerorts auf Kurzstrecken reduziert. Statt des ganzen Spielfeldes der Wasserstraßen wird für sie nur noch der Anstoßkreis nutzbar.
Kommt eine Maut für Wassersportler?
Der DKV begrüßt grundsätzlich die Bemühungen um eine Reduzierung von Kosten durch die WSV, sieht aber in den Vorschlägen einen falschen Weg. „ Der Rückzug aus der Fläche und der damit verbundene Verlust an Ortsnähe wird nur kurzfristig zu Einsparungen führen“, erklärte dazu DKV-Präsident Thomas Konietzko. „ Durch den vollständigen Ruckzug von den Nebengewässern sind gerade Wassersportler und Wassertouristen Verlierer einer falschen Politik!“, äußerte Konietzko weiter. Er wirft dem Ministerium vor, dass mit den Vorstellungen, für die Unterhaltung von Nebengewässer "alternative Betriebsformen" zu prüfen, die Einführung einer Maut auf Wasserstraßen zwingend verbunden ist, um überhaupt diese Gewässer bewirtschaften zu können. „Was im PKW-Bereich noch unvorstellbar ist, wird Wassersportlern in Kürze drohen“, warnt Konietzko und sagt erhebliche negative Auswirkungen voraus. Müssten Kanusportler zukünftig Gebühren zahlen, um überhaupt aus Steuermitteln gestaltete Gewässer befahren zu dürfen, würden sie entweder auf ökologisch besonders wertvolle Kleingewässer ausweichen oder ihre sportliche Betätigung beenden müssen. Dies hätte auch negative Auswirkungen auf den Bestand der rund 1.300 Kanu-Vereine in Deutschland. Konietzko sieht daher Wassersportler und Wassertouristen als Verlierer der aus seiner Sicht falschen Sparansätze. „ Es ist nicht nachvollziehbar, wenn die besondere gesellschaftliche Bedeutung der ehrenamtlich geführten Sportvereine durch die Bundesregierung ständig hervorgehoben wird, gleichzeitig aber unter dem Deckmantel von Kosteneinsparungen gerade diese Vereine und ihre Mitglieder benachteiligt werden!“ wirft Konietzko der Bundesregierung widersprüchliches Handeln vor. Einsparmöglichkeiten die auf der Hand liegen, blieben dagegen vorsätzlich unberücksichtigt: „ Ein Verzicht auf den Bau von Staustufen an der Donau oder den Ausbau der Elbe würde sofort erhebliche Mittel freisetzen“ nennt Konietzko nur zwei Sparmöglichkeiten.
Unverständnis für gesetzgeberische Eile
Ebenfalls auf Unverständnis stößt die gesetzgeberische Eile, die Pläne umzusetzen. Noch in diesem Jahr sollen entsprechende Beschlüsse gefasst werden. „Hier wird versucht, Entscheidungen zu treffen, ohne den Betroffenen die Gelegenheit zu geben, sich hiergegen zur Wehr zu setzen,“ betont Konietzko und meint neben den Wassersportvereinen damit viele kleine Familienbetriebe, die Campingplätze, Pensionen oder Gasthöfe an den Gewässern bewirtschaften.
Pläne widersprechen Beschlüssen des Bundestages
Abschließend stellt der DKV fest, dass die Pläne des Ministeriums der gemeinsamen Empfehlung des Deutschen Bundestages zur Förderung von Wassertourismus in Deutschland widersprechen. „Neben den einheimischen Wassersportlern werden vor allen Dingen Wassertouristen aus dem Ausland deutsche Gewässer in Zukunft meiden!“, hält DKV-Präsident Konietzko als weiteres Ergebnis der Pläne fest. Unzureichende Instandhaltungen der Schleusen und wassersportlichen Einrichtungen sowie eine Maut werden sicherlich kein Argument sein, Wassertourismus in Deutschland aktiv bewerben zu können!
Quelle DKV PM, Marianne Stenglein 28.06.12