Wildwasser / Sumatra

Bezirk Schwaben

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Archiv 2009

 

Fabian Dörfler auf  Sumatra Expedition

Spannende Wildwasser Extrem Touren liegen vor dem Kanu Schwaben und seinem Team.

Geboren wurde die Idee nach Sumatra zu reisen bei der letzten gemeinsamen Expedition von Olaf Obsommer und Jared Meehan. Der Neuseeländer Jared Meehan schwärmte seit langem von Sumatra. Er war schon mehrere Mal vor Ort, hauptsächlich an den Weltklasse Surfspots und beim ASIAN KAYAK EXTREME RACE auf Sumatra. Die Adidas Sickline Expedition wird am 26. April wieder zurück sein und in den nächsten Wochen auf der sechstgrößten Insel der Welt  tolle Wildwasserbäche suchen und Wildwasser Extremtouren machen.

Wir konnten Fabian Dörfler vor seiner Abreise nicht mehr selbst sprechen aber er war so nett und meldete sich von unterwegs und versprach uns Informationen zukommen zu lassen.

Erster Bericht von Fabian Dörfler 29.3.2009

Hallo.

Sitze gerade im nagelneuen Terminal am Flughafen in Dubai. Wir sind also heute von München los geflogen und bald geht es weiter nach Jakarta, von wo aus unsere Rundreise beginnt. Mit dabei sind Tomass Marnics aus Russland, die beiden Neuseeländer Jared Meehan und Sam Sutton, sowie Olaf Obsommer und ich. Unser Kontakt in Indonesien heißt Halim. Er hat für uns einige Flüsse vorgeschlagen. Da Sumatra aber keine eigene Kajak-Szene hat und wir nur recht wenig Informationen über die Flüsse selbst und wie auch die Erreichbarkeit der Flussabschnitte haben, müssen wir erst mal abwarten, was uns erwartet.

Fabian Dörfler

Wir haben relativ wenig Gepäck dabei, weil es erstens sehr warm werden wird und zweitens weil wir am Flughafen noch mal die Hälfte wieder ausgepackt haben, um weniger für das Übergepäck bezahlen zu müssen. Was man neben sommerlicher Paddelbekleidung sonst dabei hat, sind vor allem Medikamente zur Malariaprophylaxe, Mückenspray und Moskitonetz.

Hoffe euch bald schöne Bilder schicken zu können.

Schöne Grüße

Fabian

 

Sumatra ist mit 1.700 Kilometer Länge und 370 Kilometer Breite die sechstgrößte Insel der Welt. An der Westküste ragten die Gipfel des Barisan Gebirge weit über 3.000 Meter in den Himmel. Vulkane bestimmen das Landschaftsbild und sorgen für eine üppige Vegetation. Östlich der Berge erstreckt sich eine breite Sumpfebene bis zum Meer. Hier einige Informationen aus Wikipedia zu Sumatra.

Die Insel erstreckt sich 1.700 km in Nordwest-Südost-Richtung und ist bis zu 370 km breit, der Äquator überquert die Mitte der Insel. Das Barisan Gebirge begleitet die Westküste und wird Südostwärts immer höher. Der Mount Kerinchi ragt bis auf 3.805 m empor. Es gibt aber noch weitere Dreitausender. Vulkanische Aktivitäten in diesem Gebirge statteten die Insel mit fruchtbarem Land und malerischen Landschaften (um den Toba See aus. Die östliche Hälfte der Insel ist flach; die bis 300 km breite Ebene ist beinahe zur Hälfte mit Sümpfen bedeckt.

Sumatra stellt den äußersten Westen des bevölkerungsreichen Staates Indonesien dar, der mit seinen Hauptinseln in einer 5.000 km langen Kette über Java, Bali und West-Flores zu den Molukken vor Neuguinea reicht.

Südöstlich von Sumatra liegt - durch die 40 km breite Sunda Strasse getrennt - die Hauptinsel Java. In der südlichen Sunda Straße befinden sich einige Vulkaninseln, darunter der gefürchtete Vulkan Krakatau (816 m, mit verheerenden Ausbrüchen in den Jahren 1883 und 1930). Der Toba See im Norden der Insel ist der Überrest eines Supervulkanausbruchs vor rund 75.000 Jahren, den nur 1.000 bis 10.000 Menschen weltweit überlebt haben und der die Menschheit damit fast ausgelöscht hat.

 

 

Indonesien-Expedition – die erste Woche in Java
  Es ist Sonntag und wir relaxen am Citarik-River an der Raftstation von Arus Liar. Das ist die Rafting-Company, die uns hier mehr als gastfreundlich aufgenommen hat und uns hier mit mehreren Leuten begleitet. Halim, ein deutscher Auswanderer und Lodi, ich würde sagen, der technische Leiter von Arus Liar, haben uns am Montagabend in Jakarta abgeholt und zur Raft-Basis gebracht.
> Am Dienstag konnten wir bereits die erste Erstbefahrung verbuchen. Wir, das sind Tomass Marnics aus Lettland, Jared Meehan, Sam Sutton und Toby Robertson aus Neuseeland, Olaf Obsommer und ich. Der ertse Fluss hieß Cibareno und war sehr gut erreichbar. In der Kernstelle geht der ganze Fluss, etwa 25 Kubikmeter braune, warme Suppe, auf der linken Flussseite über eine Abrisskante und dann etwa 7 Meter runter. Das ganze sieht ziemlich fies aus, weil auf halbem Weg ein Prallpolster kommt, aber es ließ sich deutlich besser fahren, als auf den ersten Blick anzunehmen war.
> Am Mittwoch sollte es zu einem laut Lodi 10 bis 15 Meter hohen Wasserfall am Cianten gehen, den man im besten park-and-huck-Stil leicht mit dem Auto erreichen sollte. Unser erster Blick bot uns dann die Aussicht auf einen etwa 25 Meter hohen Fall über dessen Kante leider nur ein winziges Rinnsal lief. Der größte Teil des Cianten wird wohl zur künstlichen Bewässerung abgeleitet. Lodi versuchte zwar noch ein paar Kubikmeter pro Sekunde für uns klar zu machen, aber bei der Höhe hätten wir schon gerne 20 oder lieber noch mehr Kubikmeter gehabt, also muss dieser ansonsten ziemlich perfekte Wasserfall wohl noch einige Zeit auf eine Erstbefahrung warten. Wir wurden zunächst darauf vertröstet, dass Wumpa-Falls in Sumatra eigentlich immer genug Wasser haben und mindestens in der gleichen Größenordnung liegen.
  Dann ging es an den Cimadur. Ganz früh morgens ging es los, um – so war der Plan – am Abend rechtzeitig fertig zu werden. Hier in Äquatornähe ist es jeden Tag spätestens um 19 Uhr stockdunkel. Wir wussten von Lodi, dass er einmal mit dem Raft in die Schlucht des Cimadur gefahren ist. Vorher hat er zwar vom Flugzeug aus gescoutet, aber weil der Dschungel über der Schlucht so dicht ist, hat man damals einen Wasserfall übersehen und Lodi musste abbrechen und aus der Schlucht herausklettern.
  Als wir nach einer halben Stunde an diesen Wasserfall kommen, wird schnell klar, dass er zwar prinzipiell nicht unfahrbar ist, aber unter den gegebenen Umständen zu riskant gewesen wäre. Rechts landet das Wasser auf einem Felsriegel, links lauert eine Höhle, ähnlich der an der Verzasca, nur mit deutlich stärkerer Strömung unter die Wand und keiner Möglichkeit, eine Sicherung aufzustellen. Also Umtragen! Sam und ich haben gerade angefangen, das erste Boot mit Wurfsäcken einige Meter hochzuziehen, als Sam mit der Machete abrutscht und sich in die Hand schneidet. Erste Hilfe haben wir natürlich dabei, aber an ein Fortsetzen ist erst mal nicht zu denken. Sam und Jared machen sich sofort auf den Weg aus der Schlucht, der Rest von uns bindet die Boote ein paar Meter über dem Wasser fest und macht sich dann auch auf den Weg. Nach zirka einer Stunde Wanderung und einer weiteren halben Stunde Motorrad fahren wird Sam mit 7 Stichen genäht. Als wir nach dem gleichen Weg am Krankenhaus ankommen kommt Sam bereits komplett verarztet auf uns zu. Wenn alles gut läuft kann er in 10 Tagen wieder paddeln, rechtzeitig für Nordsumatra.
  Übernachtet haben wir in einem kleinen Dorf in der Nähe, wo die Leute unglaublich gastfreundlich sind, so wie eigentlich überall hier.
  Nach ner halben Stunde Autofahrt, ner dreiviertel Stunde Wanderung bergab, 90 Minuten Boote aus der Schlucht seilen, einer kleinen Pause mit Kokosnussmilch und letztlich 30 Minuten bis zum nächsten Einstieg waren wir am Freitag endlich wieder auf dem Wasser. Schönes Wildwasser IV bis V mit ein paar Flachstücken. Weil es oberhalb zu regnen begonnen hatte, hörten wir einer Brücke auf, an der gleichzeitig ein schöner 7 bis 8 Meter Fall lag. Ungelogen höchstens drei Minuten nachdem wir alle mit der gesamten Ausrüstung aus dem Flussbett heraus waren, kam die Flutwelle. So etwas hab ich noch an keiner künstlichen Slalomstrecke gesehen. Der Cimadur ging von 20 auf vielleicht 70 Kubikmeter innnerhalb von 10 bis 20 Sekunden. Eine Kurve weiter oben waren schon alle Steine unter Wasser, während der große Fels an Wasserfall noch staubtrocken war. Einen Moment später hätte es uns alle von dem Felsen und in die darauf folgende Schlucht gespült.
  Der dritte Tag am Cimadur war dann der Samstag. Wieder schönes Wildwasser und eine Umtragestelle an einem Siphon. Drei Tage hatten wir nun wirklich nicht dafür einkalkuliert. Aber es war sicher ein guter Vorgeschmack auf das, was uns in Sumatra noch erwartet. Mehr demnächst…

Marianne Stenglein/Ref.für Presse/30.3.2009

 

Auto, Fähre, Flugzeug und viel Wasser am Asahan – die zweite Woche in Indonesien

 

Der erste Sonntag war Ruhetag, am Montag gings noch mal zum Filmen auf den Cibareno. Am Dienstagabend waren wir in Lampung auf Sumatra. Dafür haben wir uns einige Zeit in Jakarta in den Stau gestellt, ich hab bei Kentucky anstatt Hotwings mal wieder Unmengen an Hähnchenteilen erstanden. Die Verständigungsprobleme und der günstige Rupiah machens möglich. Ich muss aber zugeben, dass ich so was schon mal in Penrith fertig gebracht habe.

Na ja, dann also Fähre und noch ein paar Stunden mit dem Auto.

Abends waren wir zu Gast bei Delphi, der uns mitteilte, dass er schon das Spezialfahrzeug mit so was wie Schneeketten organisiert habe und 40 km Fluss auf uns warten würden, von denen niemand etwas weiß. Nach einigen Überlegungen gings am nächsten Tag wieder zurück nach Jakarta. Am Donnerstag um 7 Uhr startete die Maschine mit uns nach Medan. Sechs Stunden später waren wir in Halims Haus am Asahan.

Von Montagabend bis Freitagmorgen nur Zeit totschlagen. Überflüssig zu erwähnen, dass das etwas aufs Gemüt schlagen kann. Was ich allerdings noch erwähnen muss, ist dass Sam und Toby ab Medan die Heimreise angetreten haben, zurück nach Neuseeland.

Der Asahan-River wusste uns aber sofort am ersten Tag zu entschädigen. Wegen Bauarbeiten am Wasserkraftwerk lief ordentlich Wasser in einem Zufluss zum Asahan, den wir somit erstbefahren konnten. Beeindruckend war vor allem der Harimo-Wasserfall direkt oberhalb des Einstieges. Harimo ist indonesisch für Tiger und das man sich von den Sumatra-Tigern fern halten soll, steht ja außer Frage. Als wir auf den Fall zufuhren, dachte ich, er wäre gute 30 Meter, cool. Dann liefen die Schätzungen auf etwa 40 Meter hinaus, bis ich am Ufer entlang kraxelte, um einen besseren Vergleich zu kriegen. Mit Hilfe des Videos grob ausgemessen hat das Ding 50 bis 60 Meter. Die Unmengen an Wasser lassen ihn nur auf den ersten Blick etwas kleiner erscheinen. Keine Ahnung was passiert wäre, wenn wir eher von Taylor Bradts neuem 56-Meter-Rekord gehört hätten, aber in dem Moment war die Angst vor dem Aufschlag größer als unsere Abenteuerlust.

Freitag und Samstag ging es dann beide Male den oberen Asahan runter. Riesige Wellen und Walzen – in  etwa wie untere Ötz bei richtig Suppe, aber das ganze mit warmem Wasser und dafür etwas größer.

Heute war Ostersonntag und wir sind zu einem Seitenbach, der einen schönen 10 bis 12 Meter hohen Fall hat, heute aber leider kaum Wasser. Mehr als ein Sprung ohne Boot war nicht drin.

Dann wollten wir noch den Shit-Creek scouten. Wir werden dann wohl morgen ein paar hundert Meter davon befahren. Wir steigen unter einer Kombination aus 12 Meter, 20 Meter, 5 Meter und 2 Meter-Drops ein. Der Hammer! In der Horizontalen geht es nicht so weit. Leider kommt man nicht nahe genug dran, um sich die Pools genau anzusehen, aber definitiv sehenswert.

 

Die dritte Woche - Odyssee zwischen Schildkröten und Kokosnüssen

 

Am Ostermontag konnten wir die letzten paar hundert Meter des Shit-Creek bis zu seiner Mündung in den Asahan befahren. Zwei schöne Drops bilden dort den Übergang vom kleinen Stürzerbach zum wuchtigen Asahan. Der fließt daraufhin in den Honeymoon-Canyon. Mehrere hundert Kubikmeter pressen sich dort durch die teilweise nur 5 Meter breite Schlucht mit senkrechten Wänden. Die Schlüsselstelle konnte man zum Glück vom rechten Ufer aus besichtigen und der hohe Wasserstand nahm ihr zudem den Schrecken, weil die Linie zwischen den Walzen hindurch ohne größere Schwierigkeiten zu treffen war.

An unserem folgenden letzten Tag am Asahan paddelten wir noch ein Mal den oberen Teil just for fun, bevor es in Richtung Pulau Banyak ging.

Nach zwei Tagen konnten wir abends im Dunklen unser Gepäck auf ein größeres Boot packen und mitten in der Nacht kamen wir dann auf Pulau Balai an, wo wir bei Deean übernachteten. Weiter ging es die nächsten Tage zu Stränden mit Palmen und Kokosnüssen, Surfwellen, warmem Wasser und letztendlich auch riesigen Schildkröten, die wir nachts beim Eierlegen beobachten konnten.

Nach dem Erholungsurlaub war eigentlich noch mal ein Kracher geplant auf den ich mich schon die ganzen Wochen gefreut hatte: der Wampu mit seinem geschätzt etwa 25 Meter hohen Wampu-Fall. Die Planung allein war kompliziert. Offroad-taugliche Fahrzeuge hätten uns in einen Ort bringen sollen, von dem aus etwa 2 Stunden Wanderung jeweils zum Einstieg als auch zum Fuß des Wasserfalls geplant waren. Wir wollten dann den Wampu weiter flussab, um in Bukit Lawang die Orang Utans zu bestaunen.

Es kam natürlich alles anders. Auf der Rückfahrt zum Festland ging es Olaf immer schlechter. Fieber in den Tropen? Schnell ins Krankenhaus! Ein paar negative Tests und einige Liter Kochsalzlösung später ging es ein paar Stunden weiter und am nächsten Tag ins nächste Krankenhaus. Da die dort wieder nichts wie Malaria, Dengue-Fieber oder Ähnliches fanden konnten wir etwas aufatmen. Es muss sich doch einfach um Dehydrierung und einen Sonnenstich gehandelt haben. Nach viel Schlaf ging es Olaf auch ein paar Tage später wieder gut und während ich schon zwei Tage früher nach Deutschland heimkehrte filmten Jared und Olaf noch die Orang Utans.

 

Fabian Dörfler und Co.
Seit Ende März ist die WW Sumatra-Expedition 2009 nunmehr in Indonesien auf Wildwasser Entdeckungsreise. Vier Wochen sind die beiden Neuseeländer Sam Sutton und Jared Meehan, der Lette Thomas Marnics sowie die beiden Deutschen Fabian Dörfler und Olaf Obsommer im dichten Dschungel auf der Suche nach traumhaften Wasserfällen und reizvollen Katarakten. Beide Inseln gehören zu Indonesien und versprechen ein großes Potenzial für Wildwasserpaddler und jede Menge Abenteuer. Von Jared Meehan /NZL erreichten uns zwischenzeitlich einige schöne Foto ihrer WW Expedition und begeisterte Schilderungen der tollen Wildwasser Expedition.

Marianne Stenglein/Ref. für Presse/24.4.2009